Christian Doppler by Clemens M. Hutter

Autor:Clemens M. Hutter
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlag Anton Pustet
veröffentlicht: 2017-11-15T00:00:00+00:00

WIR LEBEN LÄNGER ALS DOPPLERS ZEITGENOSSEN

Statistisch stand es 1803 um Christian Dopplers Lebenserwartung nicht gut. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts starben an die 40 Prozent der Säuglinge an einer Infektion. Überlebte man das erste Lebensjahr, konnte man eine Lebensdauer von 45 Jahren erwarten; nur 12 Prozent von Dopplers Zeitgenossen lebten länger als 60 Jahre. Christian wurde 49 Jahre alt, sein Vater 57, sein älterer Bruder 44, seine Mutter 77 und seine Ehefrau 61. Heutzutage beträgt die Säuglingssterblichkeit nur noch 0,3 Prozent und die Lebenserwartung stieg seither bei Männern auf 78, bei Frauen auf 83 Jahre.

Im 19. Jahrhundert starben 80 Prozent der Menschen an Infektionskrankheiten, ausgelöst durch Bakterien (Tuberkulose, Cholera, Pest, Syphilis, Scharlach) oder Viren (Masern, Pocken, Grippe). Bis heute sank diese Quote dank dem umfassenden Fortschritt der Medizin auf unter ein Prozent. Der soziale Fortschritt legte den Sumpf der Elendsquartiere trocken und verbesserte die Ernährung; die medizinische Forschung entwickelte wirksame Heilmittel gegen Infektionen; WCs und zentrale Kanalsysteme ersetzten in den größeren Siedlungen Plumpsklos, Kloaken und Senkgruben; Bäder und Hygiene bei Körperpflege und Kleidung sind heute längst nicht mehr „Luxus“ und medizinische Versorgung erreicht den entlegensten Talschluss.

Engere Grenzen bei der Lebenserwartung ziehen heute nicht mehr die Infektionskrankheiten, sondern Zivilisationskrankheiten, die durch Bewegungsmangel, falsche Ernährung, Tabak, Alkohol oder Stress ausgelöst werden. Daraus folgt: Gott gab den Menschen den Verstand – und dazu die Freiheit, ihn nicht zu benützen.

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